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Hausbootferien mit Nicols auf der Charente, Teil 2/3

Das Hausboot ist kinderleicht zu steuern.
An dem Außensteuerstand auf der Flying Bridge können wir die Sonne und das Panorama der herrlichen Landschaften genießen. Unser Gepäck ist schon an Bord der zwölf Meter langen « Saint Brice ». Die « Raumordnung » für uns Drei steht fest. Ein Crewmitglied muss allein schlafen. Wegen der nächtlichen « Geräuschkulisse ». Die anderen beiden können sich in der 2er-Kabine gut riechen. Für die gesamte Reise wird ein Gemeinschaftsportmonee befüllt. Drohende Leere wird mit einem kurz und knappen « Nachladen » beseitigt.

Vor dem Ablegen sind wir, wie jedes Mal, aufgeregt wie die Schuljungen. Keiner will einen
Fehler machen. Jeder auf seinem Posten. Eckhard startet den Motor. Die Gewässerkarte für die Charente liegt am Steuerstand. Vorleine los, Achterleine los. Wir sind in Fahrt.

Dreizehn Schleusen erwarten uns bis Cognac, unserem Zielhafen. Die selbständige Bedienung der Schleusen ist harte Arbeit. Horst, unser Smutje und Bordmusikant, wird uns auch dieses Mal wieder bei Kräften und Stimmung halten. Bei Châteauneuf-sur-Charente legen wir nach nur 10 Flusskilometern und 5 Schleusen an einer winzigen Insel für die erste Übernachtung an. Hier gibt es in der Nähe einen Supermarkt.

Die Versorgung für die Reise mit Lebensmitteln und Sonstigem – Bunkern genannt – ist per Checkliste straff organisiert. Der Marmeladengeschmack eines Jeden ist inzwischen gut bekannt. Lebensmittel- oder irgendwelche Getränkeallergien hat keiner von uns. Der kleine Ort ist schnell erkundet. Ein typisches Bistro lockt uns zu einem Pastis. Lange bleiben wir nicht. Unser Einkauf muss
in den Kühlschrank. Für das Abendessen liegen bald drei riesige Entrecôtes in der Bordpfanne.

Dazu gibt es goldbraun geröstete Zwiebeln und frisches Baguette. Der Bordkühlschrank hat den Bordeaux auf die richtige  rinktemperatur gebracht. Wir essen auf der Terrasse am Achterdeck.
Michael hat eine weiße Tischdecke aufgelegt. Eine Mahlzeit ohne Tischdecke und Servietten ist für
ihn unvorstellbar. Da erkennt man in ihm den Hanseaten.

>> Teil 3/3

Hausbootferien mit Nicols auf der Charente, Teil 3/3

Ein bemerkenswertes Ereignis.

Warum denn ausgerechnet hier, fragen wir uns. An der Schleuse in Juac werden wir von einem freundlichen Schleusenwärter empfangen. Er gibt uns gestenreich zu verstehen, dass wir warten sollen. Eckhard, unsere Lebensversicherung in frankophilen Angelegenheiten, findet bald heraus, dass gemeinsam mit uns ein Fahrgastschiff schleusen wird. Wir warten natürlich. Es würde sonst unnötigerweise zusätzlich circa 420 Kubikmeter Wasser bewegt. Wir warten also. Und warten. Horst hat zwischenzeitlich einen kleinen Imbiss aus der Kombüse gezaubert. Ein Poller an der Schleuse dient uns als Tisch. Der Schleusenwärter wird natürlich eingeladen. Das angebotene « petit-petit » Glas Wein lehnt er dankend ab. Wir vermuten, dass die Staatsdiener in Frankreich im Dienst den Wein nur aus großen Gläsern trinken dürfen. Wir essen und trinken und warten. Doch plötzlich ist es da. Das Fahrgastschiff. Es ist voll besetzt. Horst macht mal wieder seine Späßchen. Er zieht bei der Einfahrt am Schleusentor seine Mütze und macht einen tiefen Kratzfuß. Das gefällt den Leuten. Sie applaudieren spontan. Eckhard erkennt die Situation zuerst. « Horst, für die musst du etwas auf der Mundharmonika spielen. » Horst ziert sich zunächst. « Gegen den laufenden Motor in der Schleuse bin ich zu leise! »

Langer Rede…….. Horst spielt. Die Marseillaise. Sie ist recht gut zu hören, die französische Nationalhymne. Die Leute singen mit und bedanken sich mit sehr herzlichem Beifall. Angespornt von dem Applaus spielt Horst noch: Muss i denn… und Auf wiederseh’n. Maßarbeit. Die Schleusung ist gerade beendet. Wir gehen zur Weiterfahrt auf unser Hausboot zurück. Doch plötzlich halten wir erstaunt inne. Sprachlos sehen wir uns an. Ein großer Teil der französischen Ausflügler singt oder summt  —— die deutsche Nationalhymne. Ergriffen und winkend nehmen wir Abschied. Dieses unglaublich schöne Erlebnis wirkt noch lange in uns nach. Wir hätten es gern mit einigen Herren unserer deutschen Fußballnationalmannschaft geteilt.

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